Drusilia würfelt nicht
Drusilia würfelt nicht! Oder zumindest tut sie das nur zu Beginn des Buches, bevor sie sich der Aufgabe stellen muss, die man an sie heranträgt und ihr damit die Gelegenheit gibt, wieder mehr zu sein, als eine Gefangene einer Einrichtung, in der sie zur Würflerin reduziert wurde.
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Im Jahr 1943 scheint sich die Welt am Abgrund zu befinden. Der zweite Weltkrieg fordert nicht nur täglich tausende Opfer, sondern er ist auch ein Zeichen dafür, wie machtlos die einstigen Mächtigen geworden sind. Einst die Götter alter Kulturen, sind die längst ein Anachronismus. Mächtige Menschen der ersten Menschheit, von deren einstiger Bedeutung kaum etwas übrig blieb. Und dann gerät auch noch jenes Instrument außer Kontrolle, mit dem die Mächtigen die Menschheit über Jahrtausende zu lenken schienen. Die zwölf Gruppen der Würfler waren in ihrer Uneinigkeit und in der Rivalität untereinander eine zuverlässige und halbwegs gut funktionierende Einrichtung, die bereits vor mehr als 8000 Jahren durch Würfelentscheidungen das Schicksal der Menschen beeinflusste und eine Art Gleichgewicht zu sichern schien. Nun ist es aber drei der langlebigen Menschen durch eine Nachlässig keit gelungen, deren Platz in einer der Würflergruppen zu verlassen. Die verfolgen eigene Interessen, die durch die Möglichkeiten, die denen als einstige Würfler offen stehen, eine weitere Gefahr, für das ohnehin bereits gefährdete Gleichgewicht darstellen und deren Einfluss scheint sich auch in diesem sich ständig weiter ausbreitenden Krieg bemerkbar zu machen. Alleine das ist bereits schlimm genug. Aber beinahe noch schlimmer ist es, dass die einst mächtigen Männer der ersten Menschheit nicht sicher sind, wem sie das Vertrauen schenken können, um das Gleichgewicht wieder zu stabilisieren. Schließlich kommt man auf die Idee, eine der Würflerinnen zu beauftragen, die in ihrem früheren Leben einen Ruf darin hatte, Probleme in Lösungen zu verwandeln. Drusilia Cloephelia Aurelia Voleria.
Aber bevor Drusilia der besondere Auftrag überhaupt erteilt werden kann, hat es sich bei jenen abtrünnigen Würflern bereits herumgesprochen, wen man auf sie angesetzt hat. So wird Drusilia bereits erwartet, als sie für eine befristete Zeit vom Würfeln befreit ist und zum ersten Mal seit fast 1700 Jahren wieder einmal unmittelbar in das Weltgeschehen eingreifen darf.
Nachdem ich mir überlegte, welchen Titel ich meiner neuen Buchidee geben soll, hatte ich dem Plott zunächst den Titel 'Drusilias Leerwurf' gegeben. Aber unter dem Aspekt, dass Drusilia seit ihrer Ankunft im Rattennest ungefähr 51.000 Mal hatte würfeln müssen, fand ich es dann andererseits wichtig, im Titel bereits herauszustellen, dass es hier nicht um Würfelergebnisse geht. Also: Drusilia würfelt nicht. Ich muss gestehen, dass ich erst nach dem ersten Kapitel die Ähnlichkeit zu jenem bekannten Zitat 'Gott würfelt nicht' bemerkte, das Einstein zugeschrieben wird. Es geht mir aber nicht darum, Drusilia so zu überhöhen. Wer die Geschichten um die Würfler aus '1+2=12' und aus 'Die falsche Seite des Regenbogens' kennt, der weiß sehr wohl, dass Gott würfelt, oder würfeln lässt. Oder zumindest jene Mächtigen, die dafür sorgen, dass im Sinne des Gleichgewichts gewürfelt wird. Es geht in diesem Buch nicht um unsere sogenannten monotheistischen Religionen, deren Ursprung laut dem Buch 'ex oriente obscuritas' auf den Einfluss, oder die Eingebung eines jener Mächtigen zurückgeht, die aus der sogenannten ersten Menschheit hervorgingen und dem es gefiel, sich als Gott anbeten zu lassen.
Drusilia würfelt nicht! Oder zumindest tut sie das nur zu Beginn des Buches, bevor sie sich der Aufgabe stellen muss, die man an sie heranträgt und ihr damit die Gelegenheit gibt, wieder mehr zu sein, als eine Gefangene einer Einrichtung, in der sie zur Würflerin reduziert wurde.
© Hartmut Emrich
® Hartmut Emrich