Hartmut Emrich

Autor und Herausgeber

Die Tellerwelten

Die Idee zu dieser Serie kam mir beim letzten Kapitel zu ’TV Kills The Fantasy’. Dort beschreibe ich unter anderem, dass vor allem in einigen Bundesstaaten der USA noch immer viele Menschen davon überzeugt sind, die Welt wäre vor gut 6000 Jahren erschaffen worden (1). Ganz so, wie es in der Schöpfungsgeschichte des jüdisch-christlichen Glaubens beschrieben wird. Dass der Kreationismus auch an Schulen gelehrt wird, war mir nicht neu. Aber dass es inzwischen auch verbreitet werden und zum Teil sogar gelehrt werden darf, dass die Welt eine Scheibe sei, versetzte mich schon im ersten Moment in Erstaunen. Dann verstand ich, dass dort solche Lehren natürlich hilfreich sind, wo der geistige Horizont an der Nasenspitze endet. In der Konsequenz kann man Menschen auch für Ideen gewinnen, die in der Antike bei Nomaden im Nahem Osten entstanden und durch frühchristliche Wortverdreher aus naheliegenden Gründen zum Motto für die Verbreitung neuer Lehren wurde. Der Herrschaftsauftrag aus der Genesis, der in meinen Augen eine der übelsten Kriegserklärungen des Menschen an unseren Planeten ist. Dominium terrae - Der Mensch mache sich die Welt untertan (2). Für solche Ideen wie ’America first’ und das Leugnen von Umweltproblemen durch hemmungslose Industrialisierung, wäre eine umfassende Bildung nur hinderlich.

Als ich das mit dem Leugnen der Kugelform der Welt las, fühlte ich mich auch sofort an einen meiner Lieblingsschriftsteller erinnert. Terry Pratchett, dessen Scheibenwelt Romane ich verschlang, bevor ich selbst mit dem Schreiben begann. So ist mein Vorhaben, die Idee von Scheibenwelten aufzugreifen, eine große Herausforderung. Ich möchte nämlich vermeiden, den Eindruck entstehen zu lassen, Terry Pratchetts Ideen zu stehlen. Diese Geschichte soll natürlich etwas Eigenes sein. So wie alle meine Bücher, die zum Teil sogar auf eigene Erfahrungen zurückgehen, was zum Teil auch meinen Stil ausmacht, in dem meine Bücher geschrieben sind.

 (1) Bischof James Ussher (1581 bis 1656) - irischer anglikanischer Theologe und Erzbischof von Armagh und Primas von Irland. Der war es, der den Zeitpunkt der Schöpfung auf den 23. Oktober des Jahres 4004 v. Chr. festlegte, woran heute tatsächlich zahlreiche Kreationisten glauben. 

 (2) Genesis 1,28: Auftrag Gottes an den Menschen - Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!


© Hartmut Emrich

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