Dunkles Weiß und helles Schwarz

Das neunte Buch aus der Reihe 'Der Weg in die Freiheit'

Der Wiener Kongress ist nicht nur das Zusammentreffen von mehr als 1000 Diplomaten und der Delegierten der größeren und kleinsten Staaten Europas. Der Wiener Kongress ist ein gewaltiges gesellschaftliches Spektakel, das sich vor allem selbst feiert. Bälle und rauschende und berauschende Feste bilden bald nicht nur den Rahmen für dieses Großereignis, sondern scheinen allmählich zum Hauptzweck zu werden. Nicht ohne Grund meint man bald, der Kongress würde tanzen und die österreichische Kaiserin fühlt sich um zehn Jahre gealtert. Und mitten im Geschehen findet sich dann im Spätherbst 1814 Paul wieder, der als Chef d’escorte der preußischen Delegation lediglich den Rahmen für seine Begleiterin bilden soll, deren Aufgabe darin besteht, Nachrichten zu sammeln und auszuwerten. Das Wissen um die Absichten der anderen Delegationen, aber auch das Wissen um die nächtlichen Aktivitäten sind eine Form von Währung, die zu nutzen gilt. Längst weiß Paul, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint, doch in Wien muss er lernen, dass es neben vielen Grautönen zwischen Schwarz und Weiß auch noch unterschiedliche Abstufungen zwischen Gut und Böse gibt. Und seine Tochter sorgt bei diesem Lernprozess in jeder Hinsicht für eine Erweiterung seines Horizonts. Aber auch seine Tochter Johanna muss lernen, dass deren schwarzweißes Weltbild deutlich mehr Nuancen besitzt und der Unterschied zwischen Soldaten und Huren eher ein unbedeutender ist.

In dieser Hinsicht hat Marias Sohn Valentin bereits einen großen Erfahrungsvorsprung. Hatte er doch bereits durch seine Frau Marie-Claire lernen müssen, dass es Begriffe wie Gut und Böse nicht gibt, sondern lediglich unterschiedliche Perspektiven, mit denen man Taten und Handlungen betrachten muss. Als man ihn zu einer Sklavenauktion einlädt, verändert sich diese Ansicht jedoch und seine Definition von Gut und Böse und Schwarz und Weiß bekommen schärfere Konturen. 

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