Hartmut Emrich

Autor und Herausgeber

Eiskalt zerschellt

Das siebte Buch aus der Reihe 'Der Weg in die Freiheit'

 

Dass das Jahr 1806 für die Menschen in Europa einen wichtigen Wendepunkt bedeutet, wird erst in der Folge deutlich. Das Ende des Heiligen Römischen Reiches hat sich noch nicht überall als Wissen verbreitet. Doch in jenen Staaten, die sich nun direkt unter französischer Verwaltung befinden, oder von Frankreich erobert wurden, ändert sich für die meisten Menschen alles. Es sind nicht nur die Umsetzung von Menschenrechten und die Gerichtsbarkeit. Es ist zum Beispiel auch die Abschaffung der Macht des Klerus und die Einrichtung von Zivilverwaltungen nach französischem Vorbild. Und es ist vor allem auch die Abschaffung der Leibeigenschaft, die längst noch nicht überall selbstverständlich war. Für viele Bauernfamilien besteht mit einem Mal auch die Möglichkeit, das Land der Väter und Vorväter verlassen zu können. In den ertragsschwachen Mittelgebirgslagen des Reiches brechen Menschen auf, um in der neuen Welt ihr Glück zu suchen. Für jene Menschen ist der Begriff Patriotismus eine hohle Phrase, die einem den Bauch nicht füllt, wenn man Hunger hat. Ganz anders sehen das jene, die durch die Gleichheit der Menschen ihren Besitz bedroht sehen und die für sich nun eine Bewegung entdecken, die bereits Jahre zuvor allmählich Form anzunehmen begann. Als das Heilige Römische Reich noch einem Flickenteppich aus unzähligen Kleinstaaten glich, die man kaum für ein gemeinsames Ziel begeistern konnte, finden sich nun genügend Menschen, die sich für eine gemeinsame nationale Identität interessieren. Und diese Nationalidentität spricht nicht Französisch. Die spricht Deutsch. Eine Bezeichnung, die bislang nur als vager Sammelbegriff für eine bestimmte Sprachfamilie galt und nun unter Napoleons gierigem Machtstreben eine Bedeutung erlangt, die im Heiligen Römischen Kaiserreich zuvor gar nicht möglich gewesen wäre. 

Das E-Book

Das Taschenbuch





© Hartmut Emrich

 ® Hartmut Emrich